Vorstellung und Einladung des Initiativbündnisses „Tempelhof für alle“

Am 31.10. ist es soweit, der Flughafen Tempelhof schließt. Während der
alte Berliner Mief noch einmal tränenreich an Luftbrücke und Co erinnern
wird, wollen wir nach vorne schauen und den neuen Raum begrüßen. Denn mit
der Schließung des Flughafens öffnen sich rund 4.000.000 Quadratmeter
Freifläche inmitten der Stadt. Platz genug also für all unsere Ideen,
seien es Wagenplätze, Gärten oder wilde Spielplätze. Platz genug auch für
all diejenigen, die an anderen Orten der Stadt schon keinen Platz mehr
finden, und vor Beton und Glas fliehen. Und schließlich auch Platz genug
für all die wunderbaren Ideen, von denen wir noch gar nichts wissen.

Doch die Schließung des Flughafens hat auch noch eine andere Seite. Denn
leider sind wir nicht die einzigen, die sich über dessen Nachnutzung
Gedanken machen. Und so plant der Berliner Senat für Gelände und Gebäude
die Errichtung neuer innovativer Wohnanlagen an den Außenbereichen der
Freifläche, die Ansiedlung der sogenannten Kreativ- und Kulturwirtschaft
in den Flughafengebäuden und schließlich die Schaffung einer
Parklandschaft in Form eines Wiesenmeeres.

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Was das bedeutet können wir uns leicht vorstellen. Die neuen Wohnanlagen,
weit hineinreichend nach Neukölln und in die Hasenheide, werden die
dortigen Kieze verändern. Neoliberale Aufwertung ist angesagt. Schon jetzt
berichten uns Leute von regen Aktivitäten der Immobilienbranche. In den
besagten Gebieten werden die sozialen Vertreibungsprozesse in Gang kommen,
die wir mittlerweile gut kennen. Auch die Kreativ- und Kulturwirtschaft
wird ihren Beitrag dazu leisten. Obwohl sich kreativ und Kultur gut
anhören lässt, wissen wir doch, dass es letzten Endes um kommerzielles
Wirtschaften geht. Kreativ sind dann diejenigen, die es sich leisten
können, bei der Kultur gilt ähnliches. Und dann wäre da noch das
Wiesenmeer. Ordnungsamt, Verbote, Wachdienst – wir wissen nicht was kommt,
es ist nur schwer vorstellbar, dass tatsächlich ein Stück wilde Natur
geschaffen wird, das allen jederzeit offen steht. Unter dem Strich
kündigen sich also mit der Schließung des Flughafens direkte und indirekte
Ausschlussmechanismen an. Tempelhof für viele vielleicht, nicht aber für
alle.

Vor diesem Hintergrund gründet sich gerade das Initiativbündnis „Tempelhof
für alle“. Verschiedene Gruppen und Personen aus Neukölln, aus
Stadtteilläden, aus anderen stadtpolitischen Initiativen oder auch von
ganz woanders wollen sich für ein Tempelhof für alle einsetzen. Es geht
ihnen dabei um die Verwirklichung konkreter Ideen auf dem
Flughafengelände, um die Kiezarbeit in den von neoliberaler Aufwertung
bedrohten Wohngegenden und überhaupt um die Bekämpfung einer
Stadtentwicklungspolitik, wie sie einfältiger, unsozialer und
kapitalistischer derzeit nicht sein könnte.

„Tempelhof für alle“ möchte ein offenes Bündnis sein. Wir laden alle ein,
bei uns mitzuarbeiten. Wir freuen uns aber auch schon über einen Eintrag
in unsere Unterstützer_innenliste oder eine einfache Verlinkung auf eurer
Seite.

Wir werden in den kommenden Wochen versuchen, über kleinere
Veranstaltungen und Flugblätter die Menschen in Neukölln zu informieren
und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Vor allem möchten wir auch eine
alternative Beteiligung an der Auseinandersetzung um die Nachnutzung des
Flughafens organisieren. Unsere erste größere öffentliche Aktion über die
Bezirksgrenzen hinaus wird es dann am Samstag (01.11.) nach der Schließung
des Flughafens geben. Da wollen wir unsere neue Freifläche gebührend
empfangen. Aber auch danach wird es viel zu tun geben, denn die ganzen
Entwicklungen liegen noch vor uns.

Den Namen „Tempelhof für alle“ haben wir gewählt, weil er unseren
Vorstellungen von der Öffnung des Geländes am nächsten kommt. Und obwohl
wir wissen, dass dieser Slogan auch schon von Parteien verwendet wurde,
denken wir doch, die Forderung nach einem Tempelhof für alle etwas ernster
zu meinen. Eine unserer ersten Forderungen ist daher auch der freie Zugang
zum Flughafen nach seiner Schließung. Der Zaun muss weg! Sofort und
notfalls auch selbstorganisiert.

Wollt ihr mitmachen, wollt ihr das Bündnis unterstützen, habt ihr Ideen
oder Fragen? Ihr erreicht uns auf diesen Wegen:

Nächstes Plenum – 26.08., 18h, Veranstaltungsraum in den Mehringhöfen,
Gneisenaustr. 2a

Email – tfa@riseup.net
Internet – tfa.blogsport.de

Büro – Immer Di. 16-18h in der Lunte, Weisestr.53, Telefon 622 32 34

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